Herbstzeitlose
Die Herbstzeitlose © Dieter Hupka

 

Im Mittelalter als Hexenpflanze gescholten,  in Bayern als „nackerte Hur“ diskriminiert ist die giftige Herbstzeitlose ein wichtiger Produzent von Heilmitteln, beispielsweise gegen Gicht, Rheuma und Schwangerschaftsübelkeit.




Nichtpflanzenkenner werden staunen, wenn sie im September auf feuchten kalkhaltigen Wiesen ein Meer rosafarbener Krokusse entdecken. Hierbei handelt es sich natürlich nicht um Krokusse, obschon es auch herbstblühende Sorten gibt, sondern um die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale). In Bayern wird sie als „nackerte Hur“ beschimpft. Etwas feiner geht es in Frankreich zu. Dort heißen diese Pflanzen „dames sans chemises“ – Damen ohne Hemd und in England sind sie männlich: „star-naked boys“.

Die Herbstzeitlose –  eine giftige Heilpflanze

Ihre etwas frivolen Namen sind der Tatsache geschuldet, dass ihre Blüten ohne jegliches Blatt erscheinen. Die Bezeichnung „Hur“ zeugt von Missachtung, die auf ihrer Giftigkeit beruht. Im Mittelalter wurde sie zu den Hexenpflanzen gezählt, schön aber gefährlich wie die zauberkundige Medea, die Urmutter aller Hexen, bei deren Giftmischereien die Herbstzeitlose entstanden sein soll. Gefährlich sind ihre Knollen und Samen. Diese enthalten das giftige Alkaloid Colchicin, welches bei Überdosierung zur Atemlähmung bis hin zum Tod führen kann. Gleichwohl empfahlen Albertus Magnus und Hildegard von Bingen den Gebrauch von „Wysenzeitlosen“ bei Gicht. Auch heute noch wird diese Pflanze in der Homöopathie verwendet. Medizinisch relevant ist aber nicht das Colchicin, sondern das verwandte Desacetylmethylcolchicin, welches bei gleicher Wirkung sehr viel weniger giftig ist.

Botanische Besonderheit

Nicht nur ihre Giftigkeit, sondern auch ihr ungewöhnlicher Wachstumsrhythmus haben sie in das Reich der Magie verbannt. Ab September erscheinen die zarten Blüten, die ohne schützende Hüllenblätter den oftmals schon rauen Temperaturen trotzen. Nach der Blüte ziehen sie spurlos in den Boden ein. Erst im folgenden Frühjahr sprießen Blattrosetten mit bis zu 25 cm langen glänzenden, tulpenähnlichen Blättern und großen Samenkapseln, welche im Sommer welken und ebenfalls spurlos verschwinden.

Die Herbstzeitlose im Garten

Herbstzeitlosen lieben einen lehmig-humosen, leicht kalkhaltigen Boden in sonniger bis halbschattiger Lage. Damit die zierlichen Pflanzen ausreichend zur Geltung kommen, sollte man auf einen ansprechenden Hintergrund achten. Andererseits muss dem im Sommer welkenden Laub Zeit zum Ausreifen gegeben werden. Schon Ende April beginnen die Blätter abzusterben und bieten einen etwas unschönen Anblick. Dieses Phänomen führte zu der Legende, dass in der Walpurgisnacht Hexen das Laub dieser Pflanzen abschnitten, um damit Menschen und Tiere zu vergiften. Herbstzeitlosen sollten immer in Gruppen gepflanzt werden, um sie effektvoll ins Licht zu rücken. Leider ist das eine kostspielige Angelegenheit, denn der Preis liegt derzeit bei zwei bis drei Euro pro Knolle.

Die einfache purpur-violette Blüte von Colchicum cilicicum wird nur zehn Zentimeter hoch und blüht spät im Herbst bis in den November hinein. Üppiger sind die an Seerosen erinnernden gefüllten Blüten von „Waterlily“. Ähnlich in der Blüte, jedoch in Weiß ist die Sorte „Album Flora Plena“. Bemerkenswert ist die Sorte „The Giant“. Ein Strauß von pinkfarbenen Blüten wächst aus einer Zwiebel hervor.




Herbstzeitlosen im Zimmer

„Waterlily“ und „The Giant“ sind sogenannte Trockenblüher. Ab August legt man die Knolle ohne Erde und Wasser in einer Schale auf die Fensterbank und ohne jegliches Zutun erscheinen die Blüten. Damit die blühende Pflanze nicht umfällt, sollte man die Knolle in Kies, Sand oder Blähton stellen. Nach der Blüte wird sie in den Garten verpflanzt, wo sie ihren natürlichen Wachstumsrhythmus aufnimmt.

 

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