Die Früchte der Edelkastanie, die Maronen, waren einst ein Grundnahrungsmittel für die arme Landbevölkerung. Heute gelten sie als Delikatesse.
Die Edelkastanie (Castanea vesca oder Castanea sativa) stammt vermutlich aus dem Kaukasus oder auch aus Anatolien und ist seit der Antike im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. In Österreich und in wärmeren Gegenden Süddeutschlands bilden die stattlichen Bäume ganze Wälder. In nördlichen Gegenden sind sie vereinzelt meist in Parkanlagen zu finden.
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Der Name Edelkastanie ist irreführend, denn mit der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) sind sie nicht verwandt. Lediglich die rotbraun glänzenden Früchte, verpackt in einem grünen stacheligen Fruchtbecher (Cupula) sind einander ähnlich, was wohl zu der Namensgebung geführt hat.
Die wüchsigen ausladenden Bäume mit der rissigen Rinde zählen wie Eichen zu den Buchengewächsen. Maronenbäume wachsen langsam und fruchten erst nach zehn bis fünfzehn Jahren. Innerhalb von 60 Jahren können sie die stattliche Höhe von rund 30 Metern schaffen. Wenn man bedenkt, dass sie ein Alter von bis zu 2.000 Jahren erreichen, sind sie recht schnell ausgewachsen. Wer sich einen Maronenbaum im Garten ziehen will, sollte auf eine veredelte Sorte zurückgreifen. Diese Bäume bleiben kleiner und tragen schon nach vier bis sechs Jahren.
Fruchtbildung
Die Maronen (in der Pfalz: Keschde, in Südtirol: Keschtn und in Österreich: Maroni) bilden zwei geschlechtliche Organe zur Fruchtbildung an einem Baum aus. Die länglichen, bis zu 20 cm langen männlichen Kätzchen stehen über den weiblichen schuppigen Fruchtbechern. Da sie oft zu unterschiedlichen Zeiten reifen, klappt es mit der Befruchtung nicht immer. Die Samen, häufig bis zu drei Stück, befinden sich in einer stacheligen Hülle. Im Oktober reifen die Nüsse und fallen mitsamt der Hülle zu Boden, wo der weichbestachelte Fruchtbecher aufplatzt und sein braun glänzendes Innenleben zeigt.
Wertvolle Nutzpflanze
Der gesamte Baum hat einen hohen Nutzwert. Sein Holz ist gegen Wasser resistent und wird oft zu Weinfässern verarbeitet. Französische Weinfässer bestehen fast ausschließlich aus diesem Material. Die Blätter und die Rinde lassen sich zur Behandlung von Atemwegserkrankungen und rheumatischen Beschwerden verwenden, aber auch zum Färben von Wolle und anderen Naturfasern.
Ihr eigentlicher Wert liegt jedoch in den Samen, „Maroni“ genannt. Ihr hoher Gehalt an Stärke (ca. 40 Prozent und damit doppelt so viel wie bei Kartoffeln) machte sie als Nahrungsquelle der armen Landbevölkerung wertvoll. Der Name „Brotbaum“ für die armen Bergbauern hat sich bis heute in manchen Regionen erhalten.
Wer Maronen selbst sammelt, sollte sie zügig aus der Schale lösen und sie trocknen lassen, weil sie sonst leicht schimmeln. Um sie leichter aus der Schale zu bekommen, wird diese kreuzweise eingeschnitten und im heißen Ofen geröstet. Dabei wird gleichzeitig das Fruchtfleisch gegart und kann sogleich verzehrt oder weiterverarbeitet werden. Durch die Hitze verwandelt sich die Stärke in Zucker, wodurch die Maronen ihr typisches Aroma entfalten. Maronen sind eine köstliche Beilage zu herbstlichen Gerichten, sowohl süß als auch herzhaft. Es ist also gar nicht so unangenehm, die „Kastanien aus dem Feuer“ zu holen, aber Achtung: Die Schalen können sehr heiß werden. Wer keinen Edelkastanienbaum zum Selbersammeln hat, kann auf Maroni mit Schale zurückgreifen oder auch fertig zubereitet im Laden kaufen.
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