Blau blühender Lein
Blau blühender Lein

 

Ein Multitalent ist die uralte Kulturpflanze Lein tatsächlich: Fasern und Samen sind die Basis für viele Anwendungsbereiche. Im Garten ziert seine blaue Blüte selbst auf sandigen mageren Böden.

Schon sein botanischer Name Linum usitatissimum, also „sehr nützlicher Lein“ ist äußerst aussagekräftig. Der Gemeine Lein gehört zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Seine Fasern, auch Flachs genannt, bilden die Basis für Stoffe, Seile, Linoleum und viele industriell gefertigte Produkte. Die Saaten dienen als Nahrungsmittel für Mensch und Tier oder werden zu hochwertigem Öl gepresst.

Blaues Land

Einst machte man noch eine „Fahrt ins Blaue“, also man fuhr aufs Land, wenn der Flachs blühte. Ganze Regionen wurden vom Anbau dieser Pflanze geprägt (Bielefelder Leinen). Die Gegend um Murnau und den Staffelsee nennt man noch heute „Blaues Land“, obwohl die blauen Felder inzwischen verschwunden sind. Im 19. Jahrhundert wurden das aufwändig hergestellte Leinen durch die preiswertere Baumwolle und die Ölfrucht durch Raps ersetzt. Viele Bauern verloren dadurch ihren Broterwerb und wanderten nach Amerika aus.

Öllein

Der heutige Kulturlein wird in Faser- und Öllein unterschieden.

Öllein wird ca. 50 cm hoch und ist stark verzweigt. Seine Aufgabe ist es, viele Blüten und später zahlreiche Samen zu produzieren. Leinsaat gilt heute als Superfood. Die kleinen braunen Körner werden entweder ganz gegessen, z. B. im Müsli oder Brot, oder grob geschrotet. Die Körner quellen im Darm um das 6- bis 8-fache auf und bringen so die Verdauung in Schwung. Bei Magen- und Darmentzündungen bindet der Leinsamenschleim Gifte und legt sich schützend auf die Schleimhäute. Eine dauerhafte Einnahme von Leinsaat mindert das Darmkrebsrisiko.

Die Inhaltsstoffe (Vitamine B, E, Mineralien, Polyphenole und pflanzliche Östrogene) sind nützlich bei Hauterkrankungen und Beschwerden in den Wechseljahren und Osteoporose.

Eine wahre Renaissance erlebt das an Omega-3-Fettsäuren reiche Leinöl.

Einen Nachteil aber hat das Multitalent: Es reichert das Schwermetall Cadmium an, weshalb man auf Bioware achten sollte, die nicht mit Klärschlamm gedüngt wurde.

Öllein wird nach ca. 100 Tagen nach der Aussaat gemäht und gedroschen.

Faserlein

Faserlein wird bis zu einem Meter hoch, was besonders lange Fasern liefert. Vom Feld in die Spinnereien ist es ein langer Weg mit aufwändigen Arbeitsschritten: Raufen, Entsamen, Dreschen, Rösten, Dörren, Brechen und Hecheln.

Viele dieser Arbeiten wurden früher nach Feierabend in dörflicher Gemeinschaft erledigt, woraus sich sprachliche Floskeln ableiteten: Man „flachst“ oder „hechelt“ eine Neuigkeit durch. Trotzdem war es eine mühevolle Tätigkeit, bis endlich die „flachsblonden“ Fasern gewonnen waren.

Gewebtes Mondlicht

Seit der Jungsteinzeit ist Flachs in Europa nachgewiesen. Der Lein kam über Vorderasien und den Mittelmeerraum in unsere Gefilde. In der Hochkultur Ägyptens verstanden es die Menschen meisterlich, den Flachs zu hauchzarten Stoffen (Batist) zu verarbeiten.

Die berühmten Brüsseler Spitzen werden aus Leinengarn gefertigt und kunstvolle Damaste bestehen ebenso aus Flachs. Als kühlender Stoff ist Leinen noch häufig in der Sommermode vertreten, sein Nachteil aber: Er knittert.

Industrielle Verwendung

Nicht nur edle Stoffe werden aus diesem Material gefertigt. Auch Seile, Sackstoffe und Fischernetze werden aus Flachs erzeugt, sind aber inzwischen weitgehend durch Kunststoffe ersetzt worden. Allerdings werden die Fasern des Allrounders auch heute noch als Dämmstoffe, mit Kunstharzen vermischt in der Autoindustrie, zur Herstellung von Zellulose, in Linoleum und in vielen anderen Bereichen genutzt.

Im Garten

Ein blaues Band aus einjährigem Lein ist schnell geschaffen. Ab Ende März bis Ende Mai wird die Saat in Reihen auf sandigem, nicht zu nahrhaftem Boden ausgebracht, leicht eingeharkt und angedrückt. Gleichmäßige Feuchtigkeit lässt die Saat schnell aufgehen. Ab Juni blüht er dann für ca. zwei Wochen, was Bienen besonders erfreut. Trocknen die Halme, können sie für Trockengestecke geschnitten werden oder man erntet die Samen.

Staudenlein

Ein naher Verwandter ist der Staudenlein, auch Ausdauernder Lein genannt (Linum perenne), eine in Mitteleuropa sehr seltene und vom Aussterben bedrohte Pflanze und daher streng geschützt. Sein Flor ist dauerhafter als bei der einjährigen Sorte. In Heide- oder Steingärten ist er als Gartenstaude beliebt.

Eine wahre Pracht ist die leuchtend hellblaue Blüte des Narbonne-Leins (Linum narbonense), der auch unter dem Namen Französischer Lein bekannt ist. Er ist eine ideale Begleitpflanze für die Bartiris, weil seine Bodenansprüche die gleichen sind. Sein buschiges, etwa 50 cm hohes Blattwerk lockert die etwas steife Struktur der Iris optisch auf.

Für Steingärten

Kleine Sorten wie Linum alpinum, der Alpen-Lein (20 cm), Linum flavum, der Gelbe Lein (30 cm), weil gelb blühend und Linum perenne (‚Album‘, weiß blühend, 25 cm hoch) fühlen sich in warmen trockenen Steingärten wohl.




 

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