Grünkohl
Grünkohl

 

Ohne ihn wäre ein Winter nur halb so schön. Nicht nur auf Kohlfahrten dient Grünkohl als Grundlage für manch deftiges und wohlschmeckendes Mahl.

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Grünkohl, bot. Brassica oleracea, ist ein deftiges Wintergemüse, welches schon in der Antike bekannt war. Ob er damals schon so beliebt war wie heutzutage im norddeutschen Raum ist allerdings nicht überliefert.

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Wintergemüse Nr. 1 in Norddeutschland

Grünkohl wird im Rheinland, in Westfalen und Schleswig-Holstein, hauptsächlich jedoch in Niedersachsen angebaut. Besonders geschätzt ist er in weiten Teilen Niedersachsens, insbesondere im Oldenburger Land, dort liebevoll „Oldenburger Palme“ (in anderen Breiten „Lippische Palme“ oder „Friesische Palme“) genannt, und in Bremen.

Es gibt ihn in verschiedenen Sorten, welche im Handel allerdings keine besondere Rolle spielen. Feinschmecker dagegen suchen gezielt nach exklusiven, feinen Sorten wie z. B. „Lerchenzunge“.

Grünkohl hat einen hohen Anteil an Vitaminen A und C, dem Mineral Kalzium und Eiweiß. Der hohe Vitamingehalt geht leider durch die traditionelle Zubereitungsart, ein stundenlanges Schmoren, verloren. Dadurch verdunkelt sich seine leuchtend grüne Farbe und man spricht als echter Bremer vom „Braunen Kohl“, was freilich auch darin seine Ursache findet, dass in dieser Hansestadt früher eher braunblättrige Sorten angebaut wurden. Dass hin und wieder auch Braunschweiger für sich reklamieren, die Benennung Braunkohl gründe sich auf den Namen ihrer Heimatstadt, sei nur am Rande erwähnt.

Tradition: Kohl und Pinkel

Grünkohl mit Pinkel gilt als das typisch traditionelle norddeutsche Winteressen, zubereitet mit Speck, Kochwurst (eine harte Mettwurst), Kasseler und … Pinkel. Hinter dieser im Zusammenhang mit gutem Essen etwas befremdlich klingenden Bezeichnung verbirgt sich eine Wurst, welche aus Fett, Gewürzen und Grütze (gebrochene Getreidekörner) besteht, auch heute noch althergebracht gefüllt in ein spezielles Darmstück namens Pinkel.

Eine typische Speisenfolge liest sich wie folgt: Hochzeitssuppe (eine reichhaltige Hühnerbrühe), Kohl und Pinkel sowie rote Grütze. Diese Elemente gehören auch zwingend zum Bremer Schaffermahl, einem seit 1545 durchgeführten Brudermahl, das an die Seefahrtstradition in der Hansestadt erinnert. Damit dürfte auch der jedes Jahr aufs Neue zwischen Bremen und Oldenburg ausgetragene Streit entschieden sein, wer von beiden das Grünkohlessen „erfunden“ hat.

Start an Buß- und Bettag

Grünkohl hat einen süßlich-herben Geschmack, der sich noch verstärkt, wenn die Pflanze etwas Frost abbekommen hat. Diese Geschmacksverfeinerung entsteht dadurch, dass im Kohl enthaltene Stärke in Zucker umgewandelt wird. Mitte November hat der Kohl die erforderliche Reife und so wurde es zur häufig streng zu beachtenden Gepflogenheit, an (dem in Bremen und Niedersachsen ehemaligen Feiertag) Buß- und Bettag erstmals Kohl aufzutischen. In heutiger Zeit ist der Start nicht mehr so klar definiert. Der Feiertag wurde abgeschafft und der Kälteschock kam wegen oftmals zu milder Temperaturen aus der Kühltruhe.

Kohlfahrten

In der wenig ereignisreichen Winterzeit haben sich Ostfriesen, Oldenburger und Bremer eine eigene Kultur des Amüsements geschaffen: die Kohlfahrt. Gruppen von mehr oder weniger stark alkoholisierten Menschen ziehen durch die Gegend, bewehrt mit einem Bollerwagen, der reichlich mit Schnapsflaschen bestückt ist. Ihr Ziel ist regelmäßig ein Landgasthof, welcher die oben genannten Speisen feilbietet. Während die Strecke zu Fuß zurückgelegt wird, werden allerlei muntere Spielchen getrieben wie Besenweitwurf, Boßeln und Klootschießen, überlieferte ostfriesische Vergnügungen, oder auch Kurzweil, wie man sie von Kindergeburtstagen kennt. Ziel dieser Unterhaltung ist, die jeweiligen Sieger mit einer Runde Hochprozentigem zu belohnen und die Verlierer in gleicher Weise zu trösten.

Kohlkönige

Im Gasthof wird nach ausgedehntem Mal ein Kohlkönig oder sein weibliches Pendant gewählt. Offiziell wird die Person, welche am meisten gegessen hat, ermittelt und mit dieser Ehre ausgezeichnet. Der Kohlkönig erhält einen Wanderorden, muss im Gegenzug eine Runde für seine Begleiter bezahlen und darf die im nächsten Jahr stattfindende Kohlfahrt organisieren.

Grünkohl in der Politik

Dieser Brauch hat sogar höhere Dimensionen erreicht. Das Land Niedersachsen lädt seit 1956 jährlich in seiner Landesvertretung am Sitz der Bundesregierung, früher Bonn, heute Berlin, zum „Deftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“ ein. Dort wird ebenfalls ein Kohlkönig gekürt, wobei andere Kriterien als pure Gefräßigkeit den Ausschlag geben. Den Titel erhält meist ein Politiker oder eine Politikerin, die eine wichtige Funktion ausübt oder anderweitig „en vogue“ ist, verbunden mit der Hoffnung, dass der amtierende Kohlkönig sich für die Belange Oldenburgs einsetzt oder zumindest die Stadt besucht. 1984 hieß der Kohlkönig übrigens Kohl (Helmut).




 

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