Erfurter Rathaus
Erfurter Rathaus © Dieter Hupka

 

Für Erfurt hat der Gartenbau eine lange Tradition. Eine Pflanze sorgte einst für den Wohlstand der Bürger. Blumen- und Gemüsezucht im Umland prägen auch heute noch das urbane Leben.

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Erfurt, Landeshauptstadt des Freistaates Thüringen, trägt seit dem 19. Jahrhundert den Beinamen „Blumenstadt“. Schon im Mittelalter sorgte eine Pflanze für den Reichtum Erfurts: das Färberwaid (Isatis tinctoria). Die gelb blühende Pflanze, aus der der blaue Farbstoff gewonnen wurde, ist auf den ersten Blick einer Rapspflanze nicht unähnlich. Färberwaid fand auf den Feldern im Umkreis von Erfurt beste klimatische Voraussetzungen für ein üppiges Wachstum. Der blaue Farbstoff war so sehr begehrt, dass dessen Anbau, die Verarbeitung und Vermarktung der Stadt großen Reichtum bescherte. Zeugen dieser einstigen Hochkultur sind die Waidspeicherhäuser, die Waidmühle im egapark und das Waidjunkerhaus (heute Stadtmuseum).

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Neue Wege in der Blumenstadt Erfurt

Nachdem seit 1878 Indigo synthetisch hergestellt wurde, war mit Färberwaid kein Geld mehr zu verdienen. Die fruchtbaren Böden wurden indessen zur Blumen- und Gemüsezucht weiter genutzt. Die hier erzeugten Produkte waren für die Stadt- und umliegende Bevölkerung von großem Nutzen und erlangten alsbald eine überregionale Bedeutung. Maßgeblichen Anteil an der neuen Blüte der Landwirtschaft hatte Christian Reichart (1685 – 1775), der als Begründer des modernen Gartenbaus gilt. Er optimierte beständig die Anbaumethoden und führte neue Gemüsesorten ein, beispielweise den Erfurter Blumenkohl. Sein Denkmal steht im Park nahe der Pförtchenbrücke.

Blühende Felder

Dank der klimatischen Bedingungen mit langen trockenen Sommern eignet sich die Region des Thüringer Beckens für die Samenzucht besonders gut. Bunt blühende Felder ringsherum haben Erfurt den Beinamen Blumenstadt beschert. Um 1900 war Erfurt als Zentrum für die Samengewinnung führend. Viele dieser Sorten wurden hier gezüchtet, besonders für Gemüse.

Nähert man sich der Stadt im Sommer von Norden her auf der Bundesstraße 4, so erlebt man ein wahres Farbenspektakel. Auf den Feldern gedeihen unzählige Blumen für Gärtnereien und der Samenhandel.

Erfurter Fischmarkt
Erfurter Fischmarkt © Dieter Hupka

Traditionsreiche Betriebe in Erfurt

Der Erwerbsgartenbau in Erfurt lag in der Hand von Familienbetrieben, welche über mehrere Generationen hinweg existent waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand eine Zäsur statt. Durch Enteignung verloren die Saatzüchter ihre Existenz, gaben auf oder etablierten sich im Westen neu. In den 1990er-Jahren besann man sich aber auf die Tradition und belebte erneut den Anbau von Saatgut.

Nach Anmeldung können Gruppen die Saatgutfirma N.L. Chrestensen Witterdaer Weg 6, 99092 Erfurt) besuchen und sich über Saatgutgewinnung und -verarbeitung informieren.

Als besondere Attraktion präsentiert sich der Betrieb der Familie Fischer (Hochheimer Str. 23, 99094 Erfurt). Hier wird in einer einzigartigen Anlage Brunnenkresse kultiviert. Immer donnerstags zwischen 13:00 und 17:00 Uhr wird frische Kresse zum Verkauf an jedermann offeriert.

Bei Kakteen-Haage, vorgeblich älteste Kakteenzucht der Welt (Blumenstr. 68, 99092 Erfurt), kann man in der Gärtnerei seltene Sukkulenten bestaunen und erwerben.

egapark

Schon zu DDR-Zeiten wurden auf dem heutigen, 36 Hektar großen Garten- und Freizeitgelände gartenbauliche Leistungsschauen und seit 1961 regelmäßig eine Internationale Gartenbauausstellung (iga) veranstaltet. Riesige Blumenbeete aus dieser Zeit wurden unter Denkmalschutz gestellt und verbreiten nostalgisches Flair. Im Spätsommer finden hier die Thüringer Gartentage und eine Dahlienschau statt. Im Gartenbaumuseum in der ehemaligen Zitadelle Cyriaksburg findet der interessierte Besucher reichliche Informationen über die Kunst des Gartenbaus einst und jetzt.




 

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