Die Zeichen des Klimawandels sind unverkennbar. Heiße und trockene Sommer und milde Winter deuten an, dass sich unser Klima verändert. Braune Stellen im Rasen, vertrocknete Pflanzen und Schäden durch Regen und Sturm führen Kleingärtnern vor Augen, dass Handlungsbedarf besteht. Wir erläutern, wie es möglich ist, sich den veränderten Bedingungen anzupassen und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz zu tun.
Welche Auswirkungen hat der Klimawandel für den Garten?
Der Klimawandel bringt extreme Wettersituationen mit sich. Bereits im Frühsommer kann es sehr heiß werden. Bei anhaltender Trockenheit nehmen zahlreiche Gartenpflanzen Schaden. Dies bringt nicht nur Nachteile mit sich. Durch die höheren Temperaturen verlängern sich die Anbauzeiten verschiedener Nutzpflanzen und wärmeliebende Gewächse gedeihen vermehrt auch in unseren Breiten.
Mit Extremen leben
Wetterkapriolen werden von den wenigsten Pflanzen vertragen. Milde Temperaturen im Frühling führen zu einem frühzeitigen Austrieb. Die Gefahr von Spätfrösten ist allerdings nicht gebannt. Sterben die Blüten der Obstbäume ab, ist die Ernte in Gefahr. Steigende Temperaturen führen zu einem erhöhten Wasserbedarf. Dies betrifft besonders Rhododendren, Lebensbäume, Hortensien oder Phlox.
Regentropfen statt Schneeflocken
Im Zuge des Klimawandels wird Schnee in den Wintermonaten zur Mangelware. Stattdessen fällt vermehrt Regen. Wichtige Nährstoffe werden aus dem Boden geschwemmt. Empfindliche Pflanzen verkümmern. Kommt es in Trockenperioden zu Bodenfrost, können die Pflanzen sich über die Wurzeln nicht mehr ausreichend mit Feuchtigkeit versorgen. Kirschlorbeer, Buchsbaum und andere immergrüne Gewächse vertrocknen. Dem Hobbygärtner ist dies selten bewusst, stattdessen meint er, seine Pflanzen sind erfroren.
Aus der Not eine Tugend machen
Der Klimawandel im Kleingarten hat nicht nur Schattenseiten. Mediterrane Pflanzen halten Einzug ins Beet. Die Gewächse kommen mit Hitze und Trockenheit sehr gut zurecht. In klimatisch begünstigten Regionen wie dem Rheintal oder dem Bodenseeraum gelingt der Anbau von Wein, Kiwis, Feigen oder Bananenstauden. Im Kräutergarten fühlen sich Lavendel und Rosmarin wohl. Auch Wolfsmilch und Katzenminze überstehen trockene Sommer ohne Probleme. Die feuchten Winter können den Pflanzen aus wärmeren Regionen jedoch zum Verhängnis werden. Nasse Böden lassen die Wurzeln faulen. Der Klimawandel wirkt sich auch auf die Pflanzzeiten aus.
Frischer Wind im Gemüsegarten
Der Klimawandel bringt eine Verlängerung der Anbauzeiten mit sich. Der kalendarische Winter bleibt nicht mehr allein der Vorbereitung auf den Frühling vorbehalten. Gärtner und Heimwerker können vermehrt auch in der kalten Jahreszeit aktiv werden.
Der Anbau von Salat kann bis November erfolgen. Über den Winter kann der Anbau von Endivien oder Mangold glücken. Ein Frostschutz aus Vlies wird empfohlen. Mit der Aussaat im Frühling muss nicht mehr zwingend bis zu den Eisheiligen Mitte Mai gewartet werden. Der Anbau von Honigmelonen, Süßkartoffeln oder Andenbeeren bringt Abwechslung ins Beet.
Schädlinge breiten sich aus
Milde Winter werden für Schädlinge nicht zur Gefahr. Sie breiten sich ungehindert aus. Neue Insektenarten tauchen auf und haben sich den veränderten klimatischen Verhältnissen angepasst. In den Wäldern kamen bis vor wenigen Jahren Eichenprozessionsspinner oder Schwammspinner kaum vor. Heute muss man sich Gedanken über deren großflächige Bekämpfung machen. Durch ausbleibende Fröste kommt es zu einer ungehinderten Vermehrung heimischer Schädlinge. Im Garten zeigt sich dies beispielsweise durch einen frühzeitigen Blattlausbefall.
Bäume und Gehölze in Zeiten des Klimawandels
Die Wetterextreme setzen auch Bäumen und Gehölzen zu. Der Austrieb erfolgt eher dürftig. Die Blätter bleiben hinter der üblichen Größe zurück und der Laubfall setzt früher ein. In den Baumkronen lassen sich häufig abgestorbene Äste ausmachen. Die Folgen des Klimawandels werden am ehesten bei Jungpflanzen und älteren Flachwurzlern deutlich, welche sich nicht mehr ausreichend mit Feuchtigkeit aus dem Boden versorgen können. Vermehrt betroffen sind Bäume, die viel Feuchtigkeit benötigen, wie Fichten, Birken oder Eschen.
Geschwächte Bäume werden anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Insekten- und Pilzbefall treten häufiger auf. Das Schadbild bleibt nicht auf heimische Arten beschränkt. So hat sich der Asiatische Laubholzbockkäfer auf die veränderten Klimabedingungen eingestellt und in unseren Laubwäldern Einzug gehalten.
Wie sich Gärtner auf den Klimawandel einstellen können
Die Folgen des Klimawandels bleiben nicht aus. Wer sich im Garten auf die veränderten Bedingungen einstellt, lernt damit zu leben. Wir haben einige Punkte zusammengestellt, die dabei helfen, den Garten fit für den Klimawandel zu machen.
Augen auf bei der Pflanzenwahl
Im Gemüsebeet hat sich die Mischkultur bereits durchgesetzt. Pflanzen können so voneinander profitieren und sich entsprechend vorteilhaft entwickeln. Die Anlage des Ziergartens kann nach ähnlichen Gesichtspunkten erfolgen. Hohe Bäume lassen sich als Schattenspender einsetzen. Als Unterpflanzung werden Sträucher und Bodendecker genutzt.
Pflanzen verdunsten fortlaufend Wasser über ihre Blätter. Bei Sukkulenten ist die Verdunstung eher gering und sie können auch in trockenen und heißen Regionen überleben. Sumpfpflanzen verdunsten große Mengen an Wasser und spenden dadurch Kühle. Mit einem Teich oder einem Moorbeet kann man sich seine eigene kleine Klimaanlage im Garten schaffen.
Hügelbeete statt flache Gärten
Meist wurden Gärten auf ebenen Flächen angelegt. Im Zuge des Klimawandels ist hier Umdenken gefragt. Werden Gärten eher hüglig gestaltet, sind sie besser vor Wetterkapriolen geschützt. Von den Hügeln wird die Feuchtigkeit in die Senken transportiert, wo sie sich sammelt und im Boden versickert. Die Beete werden weder ausgetrocknet noch überschwemmt.
Die Nutzung von Regenwasser
Längere Trockenzeiten lassen sich überbrücken, wenn ausreichend Regenwasser zur Bewässerung bereitsteht. Wird das Regenwasser in einem einfachen Fass oder einer unterirdisch verlaufenden Zisterne aufgefangen, steht jederzeit Gießwasser zur Verfügung. Das Wasser kann auch in einem Teich aufgefangen+ werden und lässt sich von den Tieren als Nahrungsquelle nutzen.
Offene Böden schaffen
Es ist von Vorteil, die Böden zu entsiegeln. Unbefestigte Beete können das Regenwasser ungehindert aufnehmen und zurück ins Grundwasser leiten. So kommt es weniger zu Überschwemmungen. Der offene Boden ist auch bei Hitze optimal und schützt besser vor Austrocknung.
Humus als Nährstoffquelle
Jeder Garten sollte über einen Komposthaufen verfügen. Dort lassen sich Reste sinnvoll verwerten. Das gespeicherte Kohlendioxid kann durch Mikroorganismen im Boden abgebaut und gespeichert werden. Humus ist ein wertvoller Langzeitdünger und hilft, die Bodenqualität zu verbessern. Er besitzt sehr gute Wasserspeichereigenschaften und macht die Verwendung von Torf überflüssig.
Klimaschutz beginnt im Garten
Klimawandel ist ein großes Thema. Viele Menschen haben den Diskussionen bereits Taten folgen lassen und durch Anpassung ihres Konsumverhaltens ihre Bereitschaft zum Klimaschutz bekundet. Auch das Verhalten im eigenen Garten kann dazu beitragen, die Folgen des Klimawandels abzumildern.
Gemüseanbau favorisieren
Gemüse im Supermarkt zu kaufen, heißt auch, die Folgen langer Transportwege in Kauf zu nehmen. Wer auf regionale Gemüsesorten ausweicht, kauft klimabewusster. Der saisonale Gemüsekauf stellt sicher, dass die Produkte im Freiland kultiviert wurden oder zumindest aus unbeheizten Gewächshäusern stammen. Wer sich für den Anbau von Gemüse im eigenen Garten entscheidet, kommt dem Klimaschutz am besten entgegen. Es fallen weder Transportwege noch Heizkosten an und frischer kann Gemüse nicht auf den Tisch kommen.
Akku statt Steckdose
Die Palette an Gartengeräten ist groß. Rasenmäher, Häcksler, Laubsauger oder Heckenschere verursachen nicht nur leidige Geräusche, sie belasten durch den Ausstoß klimaaktiver Gase auch die Umwelt. Einen Beitrag zum Klimaschutz leistet, wer von elektrischen auf akkubetriebene Geräte umsteigt oder auf die Muskelkraft vertraut und zur Sense greift. Ein englischer Rasen kann dabei zur Wildblumenwiese werden und aus dem Laub entsteht ein willkommener Unterschlupf für Insekten und Kleintiere.
Gartenabfälle verwerten statt verbrennen
Viele Hobbygärtner verbrennen Holz, Pflanzenreste und Reisig. Dadurch wird Kohlendioxid freigesetzt und die Umwelt belastet. Stattdessen können Reisig und Laub als Winterschutz für Pflanzen dienen und in Form von Totholzhecken eine natürliche Abgrenzung schaffen und zu einem neuen Lebensraum für die verschiedensten Tierarten werden.
Düngemittel aus der Natur
Fertigdünger enthalten häufig große Mengen an Stickstoff. Dieser reichert sich im Boden an und dies führt zur Freisetzung des klimaaktiven Lachgases. Die aufwendige Herstellung von synthetischen Düngern fördert die negative Klimabilanz.
Wer einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchte, beschränkt sich auf Naturdünger. Pflanzen können mit Humus, Kompost, Hornspänen oder Brennnessel- oder Ackerschachtelhalmbrühe hinreichend mit Nährstoffen versorgt werden.
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